Schaltplan

Konstruiert und fotografiert von Stefan Falk.
Hochgeladen am 30.4.2010, 00:11 von Stefan Falk.  6 / 15

Tja, von nix kommt nix, also kommt hier mal Butter bei die Fische: Hier die vollständige Schaltung der Uhr. Ein paar der vielleicht interessanteren Schaltungstricks sind:

  • Der Selbstbau-Trafo links oben versorgt die Eingänge E1 (über das Potentiometer als Schutzwiderstand) und E2 des Grundbausteins mit potentialfreier 50-Hz-Wechselspannung.

  • Da, wie sich herausstellte, das Tastverhältnis leider ziemlich unsymmetrisch ist, lieferten A1 und A2 des Grundbausteins nicht beide genügend Signalstärke zur Ansteuerung der weiteren Elektronikbausteine. Deshalb wurde ein OR-NOR zwischengeschaltet, welches nur der Verstärkung dient.

  • Erste Versuche mit einem für die späteren Getriebe geeigneten Teiler aus Flipflops ergaben, dass eine Teilung durch 5 angenehm ist - aber letztlich leider eine zu geringe Drehzahl des Motors ergab. Der drehte sich dann zwar besonders gemächlich mit nur 12,5 Umdrehungen pro Minute, lieferte aber leider nicht mehr genügend Drehmoment (siehe http://www.youtube.com/watch?v=z3g7mUdsoxQ für diesen Prototypen). Deshalb wird die Frequenz hier zunächst verdoppelt: Sowohl vom normalen als auch vom invertierten Ausgang des OR-NOR-Bausteins werden über den Dyn. AND-Baustein die 0-1-Flanken durchgelassen und - das ist der Trick - beide dem CP-Eingang des ersten Flipflops zugeführt. Es ist übrigens offiziell erlaubt, die Ausgänge der Dyn.-AND-Bausteine auf diese Weise einfach zusammen zu schalten. Bei jedem Wechsel des 50-Hz-Signals, also 100 Mal pro Sekunde, gibt’s also einen Puls am Flipflop.

  • Die linken drei Flipflops sind zunächst mal als ganz normaler Binärteiler geschaltet und würden also durch 8 teilen. Wir wollen aber 5. Er soll also die Folge der Binärzahlen (mit den Ziffern wie üblich von rechts nach links zu lesen, also umgekehrt wie die Flipflop-Schaltung) 000-001-010-011-100-000… erzeugen. Nach der 4 (100) muss also zurück auf die 0 (000) geschaltet werden. Nun könnte man die gewaltsame Methode nehmen und einen AND-Baustein an die beiden äußeren Flipflops anschließen, der, sobald von 4 auf 5 (also von 100 auf 101) geschaltet wird, alle Flipflops auf 000 zurücksetzt. Die Sache hat nur einen Haken: Durch das Zurücksetzen des ersten Flipflops würde das zweite wieder getriggert. Die Schaltung würde nämlich von 101 nicht auf 000, sondern auf 010 springen. Es geht aber auch viel eleganter, nämlich direkt von 100 auf 000. Wir müssen ja nur dafür sorgen, dass der nächste Impuls nach 100 a) das erste Flipflop nicht triggert, aber b) das letzte zurücksetzt. Das wird durch die beiden roten Verbindungen erreicht. Das dritte Flipflop steht ja nur in diesem letzten Takt (100) auf 1, so dass durch Verbinden seines negierten Ausgangs Q- mit dem J-Vorbereitungseingang des ersten Flipflops dieses erste nur dann von 0 auf 1 schalten kann, wenn das letzte Flipflop auf 0 und nicht auf 1 steht. Damit hätten wir Aufgabe a) erfüllt - das erste Flipflop kann beim Stand 100 nicht auf 1 wechseln, sondern bleibt auf 0. Schließlich wird das dritte Flipflop einfach bei jedem Takt durch den Anschluss an seinem Puls-Rücksetzeingang RP, der auf 0-1-Flanken reagiert, zwangsweise zurückgesetzt. Da es ja sowieso nur im letzten Takt (bei 4, also 100 nämlich) überhaupt gesetzt ist, wird es also dort wie gewünscht beim nächsten Takt zurückgesetzt. Voilà, wir haben einen Teiler durch 5, der von 4 = 100b direkt (ohne den kurzzeitigen Zwischenstand 5 = 101b) wieder auf 0 = 000b zurückfällt.

  • Allerdings haben wir jetzt ein extrem ungleichmäßiges Tastverhältnis an den Ausgängen des letzten Flipflops. In 4 von 5 Takten ist es zurückgesetzt, und nur in einem von 5 gesetzt. Um das wieder zu einem hinreichend gleichmäßigen Takt zu machen, teilt ein viertes Flipflop dieses Signal in seiner Frequenz nochmal durch 2. Alle 5 Takte wechselt es also seinen Zustand. Das letzte bisschen Unregelmäßigkeit kommt nur noch durch das ungleichmäßige Tastverhältnis direkt am Eingang des Operationsverstärkers zustande und tut der Sache keinen Abbruch.

  • Der Motor muss ja sehr langsam, aber immer noch hinreichend kräftig drehen. Es darf ja kein Takt in der Mechanik verloren gehen, sonst liefe die Uhr nicht genau. Deshalb bedient sich der Motor zweier Elektromagnete (ganz rechts im Schaltbild), die immer abwechselnd umgeschaltet werden. Das wird durch Anschluss je eines als D-Flipflop eingestellten und als Binärzähler verdrahteten E-Tec-Moduls erreicht. Diese 4-Phasen-Ansteuerung wird auf dem nächsten Bild beschrieben.

  • Damit sich die Silberlinge und die E-Tec-Moduln überhaupt verstehen, müssen sie sich einen Pol ihrer Stromversorgung teilen, um ein gemeinsames Potenzial zu verwenden. Die Silberlinge werden wie üblich von einem hobby-4-Gleichrichterbaustein versorgt, der am Wechselspannungsausgang eines fischertechnik-Trafos hängt. Die E-Tec-Moduln werden von ihrem eigenen Gleichspannungsnetzteil versorgt. Das gemeinsame Bezugspotenzial wird durch Verbinden der Minuspole der beiden Stromversorgungen erreicht. Bei den Silberlingen denkt man zwar üblicherweise in negativer Logik (-9 V ist die logische1 und 0 V ist die logische 0) und bei den E-Tecs in positiver Logik (0 V ist die logische 0 und +9 V die logische 1), aber das ist ja alles nur Definitionssache. Hauptsache, beide verwenden kompatible Spannungspegel bezogen auf ein gemeinsames Basispotenzial.

Mehrere tausend Dank gehen an Thomas Habig/Triceratops für seine hervorragenden Schaltbilder der Silberlinge, die hier unter http://www.ftcommunity.de/data/downloads/ebausteine/silberlinge.zip ladbar sind und die ich hier verwendet habe.

Triceratops (30.4.2010, 21:56:25)

Hallo

Sehr interessante Schaltung. Muß ich mir bei Gelegenheit unbedingt mal intensiv anschauen.

Würden die Silberlinge tatsächlich mit -9 V gegen Masse (0 V) betrieben, so würden sich an den Eingängen des E-Tec Moduls Flanken mit negativer Spannung aufbauen, was insgesamt faktisch einem Potential von -9 V bis +9 V ergäbe - also zusammen rund 18 V! Das denke ich mal, würde kein E-Tec Modul lange mitmachen.

Die negative Logik der Silberlinge definiert sich ja dahingehend, daß eine Verbindung mit Minus (also 0 V) das 1-Signal ergibt und eine Verbindung mit Plus (!) 9 V das 0-Signal. Daher können auch beide Systeme wunderbar miteinander harmonieren: was bei dem einen dann 0 ist, ist aus der Sicht des anderen eben 1 und umgekehrt. So kann man im Prinzip nach belieben verschiedene Komponenten hintereinander koppeln. Die meisten Module haben ja ohnehin Q und /Q (oder A1/ A2) als Ausgang; es stehen also immer beide Zustände zur Verfügung.

Interessanter Nebeneffekt: der OR-NOR-Silberling ist in positiver Logik (z. B. fürs E-Tec) ein AND-NAND und der AND-NAND in diesem Kontext ein OR-NOR. Ich selbst verwende neben den Silberlingen und dem E-Tec Modul noch zahlreiche ICs aus den CMOS-Serien. Allerdings macht es Sinn, sich hierfür ein Steckbrett zu bauen, so daß man ICs aller Art auch jederzeit in eine Schaltung integrieren kann. Der sog. IC-Baustein aus dem IC-Praktikum reicht jedoch nicht aus, da dieser regulär nur über 14 Anschlüsse verfügt. Es sollten schon 16 Pins pro Sockel sein.

Übrigens: Die 50 Hz der Netzfrequenz lassen sich auch sehr sauber via Optokoppler abgreifen. Der Einfachheit halber habe ich damit einen 12-Bit-Zähler (IC) angesteuert und über die Ausgänge 04, 05, 06, 08, 09, 10, & 12 (ergibt 1011.1011.1000 = 3.000) wiederum ein 9fach-AND angesteuert. Hiervon gab es dann den R-Impuls für den Zähler und das Schaltsignal für die meschanische Uhr. (Siehe Mörshausen 2008)

Noch was: Der Gleichrichterbaustein ist groß genug, um darin einen Spannungskonstanter zu integrieren. Ich selbst hab’ meine beiden auf 1,5 A erweitert (größerer Gleichrichter, 4700µF-Elko - der paßt da tatsächlich rein), so daß hiermit auch ein E-Tec Modul sicher betrieben werden kann. Ursprünglich hab’ ich diesen Umbau für den Betrieb mit ICs durchgeführt, da der Gleichrichter mir tatsächlich schon solche Teile zerschossen hatte! Heute läuft über einen einzigen Gleichrichter eine ganze Palette an Modulen - Silberlinge, ICs, E-Tec, Relais und diverse Anzeigeelemente… Nur Schaltungen mit TTL-ICs werden separat über eine eigene Quelle mit 5 V versorgt. Für Schnittstellen braucht man dann aber sog. Pufferschaltungen, damit sich die verschiedenen Spannungen nicht ins “Gehege” kommen.

Gruß, Thomas

Stefan Falk (30.4.2010, 23:50:07)

Tach Thomas,

so wie hier, mit gemeinsamen Minuspol, addiert sich ja nichts (ich nehme an, da sind wir einig, oder verstand ich Dich falsch?), und dann ist die 0/1-Sache ja, wie Du ja auch sagst, einfach Definitionssache. Was für eine Pufferschaltung braucht man denn für den Anschluss von TTLs? Reicht da nicht ein komfortabel hochohmiger Spannungsteiler?

Gruß, Stefan

Triceratops (1.5.2010, 03:02:29)

Hallo

Ganz einfach ausgedrückt heißt negative Logik: 0 = +9 V und 1 = Minus

  • und demgegenüber positive Logik: 0 = Minus und 1 = +9 V Und ja: genaugenommen ist 0 und 1 eine Sache der Definition. Man könnte an der Ampel auch bei Grün halten und bei Rot fahren.

Gruß, Thomas